Heute vor einem Jahr bin ich in der Nähe der arktischen See auf mein Fahrrad gestiegen. Fünf volle Taschen hingen an meinem Rad. In meinem Kopf eine wirre Mischung aus Erwartungen, Bedenken bezüglich meinem Knie und Euphorie.
Heute, unzählige wertvolle Begegnungen, rund 17’000 Kilometer und 150’000 Höhenmeter später, sieht es in mir ganz anders aus. Denn den schwierigsten Teil meiner Reise hatte ich vor einem Jahr bereits hinter mir. Mich aus dem bequemen, täglichen Roboten auszuklinken und die Liebsten zu verabschieden, war mit Abstand der aufwändigste, respektive schmerzhafteste Schritt. Während die Familie und Freunde ständig in meinen Gedanken sind, vermisse ich von der damaligen Routine wenig bis nichts. Lange dauerte es nicht bis ein neuer Alltagsablauf entstand, ganz anders, aber trotzdem Routine.

Diese Routine wurde seither nur noch ein Mal über den Haufen geworfen. In San Francisco begann eine neue, anders schöne und unterhaltsamere Reise. Zu zweit, an der Seite von Monika, fuhren wir über die Golden Gate Bridge. Unsere Voraussetzungen und Vorstellungen hätten wohl kaum unterschiedlicher sein können. So ist die grösste Leistung dieser Reise, eher jene des Zusammenlebens, als die Reisestrapazen.

Bis auf eine nennenswerte Fahrt und einige Kurzstrecken mit Fähren legten wir die ganze Distanz auf unseren Drahteseln zurück. Durch Kanada, die USA, Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua zogen wir unsere Spuren. Aktuell gönnen wir uns eine Auszeit in einer kleinen Schweiz oder soll ich sagen “pequeña Helvecia”. Am Lago Arenal dürfen wir die Annehmlichkeiten eine Hauses im Dschungel mit malerischer Aussicht geniessen. Die Auslandschweizer Heidy und Wolf gewähren uns das Gastrecht. Es sind die Kleinigkeiten, welche für ein heimeliges Gefühl sorgen. Ja das Fondue, die Schokolade und die Schweinswürste sind doch etwas mehr als Kleinigkeiten. Es geht uns gut, richtig gut. Ich versuche euch mit einem Beispiel zu zeigen, wie gut es uns geht. Wir kochen in einer richtigen Küche, sitzen bequem an einem Tisch und essen mit richtigem Besteck von Keramiktellern. Könnt ihr euch vorstellen, dass uns dies vollkommen zufrieden stimmt?

Was kommt?

Für uns geht es morgen wieder aufs Rad. In drei Wochen legt unser Segelboot in Portobello, Panama, ab. Die Überfahrt nach Kolumbien dauert fünf Tage. Aufgrund der schönen Strände und Inseln, die sich uns in den Weg stellen. Dann geht’s immer weiter südwärts bis es nicht mehr weiter geht.
Für euch wird es viele Geschichten zu lesen geben. Also, bis bald.

Moni und Urs mit liebsten Grüssen aus Costa Rica

P.S.: Wieso gab es so lange nichts mehr zu lesen?
Ich erhielt eine Anfrage für einen Job, die ich schlechthin nicht ablehnen konnte. Das gute ist, bald ist die Arbeit getan. Ich werde mich hüten vor meiner Rückkehr, nochmal ein solches Grossprojekt an Land zu ziehen. Doch wird mit diesem Projekt, mehr als nur eine Tür für zukünftige Tätigkeiten geöffnet.

contentmap_plugin
made with love from Joomla.it