Portland, die Stadt der Craft Biere, Food Carts, Fixie’s, Cold Brew Kaffees, Bärte und Karo-Hemden. In dieser Stadt ist man ein Hipster, wenn man kein Hipster ist. So wurde mir diese Metropole im nördlichen Oregon während vielen Begegnungen beschrieben oder soll ich sagen angepriesen. Bis auf die Karo-Hemden hört sich dies für mich auf jeden Fall nach einem Ort zum Verweilen an. Nach der langen anstrengenden, teilweise gehetzten Anreise gönne ich mir eine Mütze Extra-Schlaf. Heute Abend steht die Geburtstagsparty auf dem Programm und so gibt es noch einiges zu tun. Der Morgen ist dann schon fast vorüber und ausser den Nachrichten gecheckt und der Wäsche ist kaum was gemacht. Da kommt Tiny rein und berichtet, dass Joe heute morgen mit seinem Rad verunfallt ist. Eine Dame habe heute Morgen sein Rad zurück gebracht und Tiny informiert, dass Joe im Spital liegt. Wir machen uns auf Richtung Spital, der nur wenige Blocks entfernt ist. Als wir am Empfang stehen, wird uns erst bewusst dass wir seinen Nachnamen nicht kennen. Die gutbeleibte Dame, welche gut auf ihren Schreibtisch aufzupassen scheint, will oder kann uns nicht helfen. Auf eigene Faust gehen wir in Richtung Notaufnahme. Die freundliche Dame hier ist sehr hilfsbereit und versucht so einiges, um Joe im System zu finden. Leider spuckt der Computer keine Ergebnis aus. Sie gibt sich nicht zufrieden und setzt nach unserer Beschreibung alle Hebel in Bewegung. Einige Minuten später gehts mit einem Aufkleber auf der Brust, darauf steht Joe’s Zimmernummer, in die Notaufnahme. Das Personal dirigiert uns schnurstracks zu ihm. Dieser liegt stylisch im Spitalhemd gekleidet vor uns und freut sich über den Überraschungsbesuch. Er ist etwas neben den Schuhen, da er gerade eine wohltuende Dosis Schmerzmittel erhalten hat. Zum Glück ist der erste Befund nicht ganz so schlimm. So ereignen sich einige witzige Dialoge, welche uns lachen lassen. Das ist eigentlich nicht gewollt, denn bei angeknacksten Rippen ist lachen sehr schmerzhaft. Das macht es für uns drei nur noch schwieriger nicht zu lachen. Nach einiger Zeit scheinen die Schmerzmittel zu wirken und so verabschieden wir uns mit dem Versprechen, bald wieder nach ihm zu schauen.

Tiny und ich machen uns auf ins Stadtzentrum. Es ist an der Zeit die Probe aufs Exempel zu machen und das Angebot der unzähligen Food Carts unter die Lupe zu nehmen. Neben dem O’Bryant Square ist ein ganzer Block von den mobilen Küchen umstellt. In der Mitte ist nichts ausser ein grosser Parkplatz. Der Koreaner am einen Eck weckt unsere Aufmerksamkeit aufgrund der vielen Leute, die Schlange stehen. Doch da ist viel Bewegung und ohne lange warten zu müssen, sind wir schon dran um zu bestellen. Auf dem O’Bryant Square finden wir dann eine gemütliche Ecke, wo wir unser Essen verschlingen. Frisch gestärkt kann es nun auf die Suche nach Max’ Geschenk gehen. Was schenkt man einer Person mit der man gerade mal fünf Minuten gesprochen hat und einem drei Nächte im schönen Friendly Bike Guesthouse spendiert? Ich weiss, dass er viel reist, mal mit der Harley und bisher einmal mit dem Fahrrad. Wie wärs mit einem Schweizer Taschenmesser? Oder doch was anderes? Zuerst stöbern wir durch einige nette Outdoorläden. Ausser einem coolen Flachmann finde ich nichts und so richtig überzeugt bin ich davon auch nicht. Einige Geschäfte weiter finde ich ein Victorinox-Messer mit Holzgriff, das ist gekauft. Durchatmen, ich erscheine zumindest nicht mit leeren Händen. Tiny führt mich weiter durch die Stadt zeigt mir Powell’s, was für eine riesige Buchhandlung. Die haben sogar eine Ecke über Fahrräder. Nach einigem Herumstöbern finde ich ein Buch, welches die schönsten Radwege der Welt vorstellt. Ideal als Inspiration für Max zukünftig vermehrt die Harley stehen zu lassen und sich auf den Drahtesel zu setzen denke ich. Es bleibt noch einige Zeit um den frühen Abend zu geniessen, bevor dann die Party steigt. Auf dem Weg zurück zum Hostel schauen wir nach Joe, der schon deutlich besser ausschaut als am Vormittag. Er soll morgen wieder entlassen werden, was uns alle freut.

Kurz nach 21 Uhr mache ich mich vom Hostel auf Richtung Downtown. Tiny hat mir ihr One-Gear anvertraut, damit ich meine Soletta nicht in der “gefährlichen” Stadt alleine stehen lassen muss. Das Fahrrad mit nur einem Gang fährt sich ganz gut. Es überrascht, dass ich in den Abfahrten und Aufstiegen die anderen Gänge nicht vermisse. Max’ Birthday Extravaganza war der Titel zur Party auf Facebook. Mein Look: Wanderschuhe, eine dunkle Trekkinghose, ein türkisfarbenes T-Shirt und eine schwarze Daunenjacke. Die Feier steigt im Punch Bowl Social, da gibt es Bowling, Karaoke, Pinball und vieles mehr. Pünktlich um 22 Uhr treffe ich ein. Etwas aufgeregt schreite ich auf den Türsteher zu, der einen kurzen Blick auf meinen Führerausweis wirft und mein mit Zeitungspapier eingepacktes Geschenk beäugt. Mit einem Lachen im Gesicht schickt er mich hinein. Etwas separiert ist Max’s Gruppe schon in Feierlaune. Freudig empfängt mich Max und wir quatschen eine Weile, was sich in seit unserem ersten Treffen im hohen Norden so alles ereignet hat. Ich drück ihm mein Geschenk in die Hand und wünsche ihm viele weitere Abenteuer. Schnell ist das Papier weg und seine Freude scheint gross über das Messer, wie auch das Buch. Darauf stellt er mir kurz seine Verwandten und Freunde vor. Einige wohnen hier in Portland, die meisten sind jedoch quer durchs ganze Land angereist. Mich stellt er nicht gross vor, denn die meisten sprechen direkt mit “Oh, you must be the crazy cyclist.” an. Die Tatsache, dass ich der einzige Gast ohne Jacket oder Abendkleid bin, ist nach drei Minuten vergessen. Es wird getrunken, geschlemmt und viel gelacht. Bei einer Partie Bowling oder Dart lerne ich das eine oder andere über die Gesellschaft. Ein amüsanter Abend mit viel Süssigkeiten endet leider viel zu früh. Ich bin sehr überrascht, als die Bar um ein Uhr schliesst. Nun, so läuft es offensichtlich in den vereinigten Staaten. Traurig bin ich nicht, da so der morgige Tag auch zeitig beginnen kann.

Entspannt und ohne Plan starte ich in den Tag. Die letzten Reserven aus meinen Radtaschen dienen heute als Frühstück. Da kommt auch schon eine gut gelaunte Tiny ums Eck. Sie hat für mich schon eine Tour entlang der Alberta Street geplant. Wie es sich für Portland gehört sind wir mit dem Fahrrad unterwegs. Das bunte und bohemian Viertel entlang der Alberta Street zieht mich im Nu in seinen Bann. Wir erkunden die kleinen Nachbarschaftsläden, hier haben die grossen Franchise-Ketten nichts verloren. An Bastelläden reihen sich Second Hand-Boutiquen und die unterschiedlichsten kulinarischen Exoten. Nach einem etwas längeren Besuch in einem Fahrradgeschäft überkommt uns der Appetit. Das Bollywood Theater strahlt eine Ruhe aus, die uns hereinlockt. Einmal in dieser minimalistischen Essstube gibt es kein entrinnen. Die Düfte aus der Kochecke lassen uns mehr oder weniger blind vom indischen Menü bestellen. Zu trinken gibt es eine Mango Lassi, ein Traum. Als das Gericht serviert wird, bin ich etwas zurückhaltend. Ich entdecke, “oh Schreck!”, Koriander auf meinem Teller. Mit dem ersten Bissen fallen mir fast die Augen aus, vor lauter Staunen. Ich habe keine Ahnung was es aus macht, denn es schmeckt mir und wie, trotz dem Kraut, welches die Menschheit entzweit. Die Atmosphäre ist so entspannt, dass Tiny und ich den ganzen Nachmittag lang hier sitzen quatschen und den anderen Leuten zu schauen. Auf den Abend hin gehen wir noch ins Barrista auf einen Kaffee, bevor wir Joe im Spital für einige Stunden mit unseren neusten Geschichten unterhalten. Dieser erholt sich immer mehr und wartet eigentlich nur noch auf die Freigabe zur Entlassung.

Gut erholt stehe ich nach der dritten und leider letzten Nacht im Friendly Bike Guesthouse auf. Tiny beginnt heute ihre Ausbildung und so ist es ein früher und auch etwas trauriger Abschied von der so lebhaften Belgierin. Meine sieben Sachen sind schnell gepackt, doch vor Antritt meiner Weiterreise will ich meiner Soletta noch was Gutes tun. Die Bremsbeläge müssen gewechselt werden und meine treuste Begleiterin etwas geputzt und geschmiert werden. So verstreicht schon einige Zeit, ehe ich mich im Spital von Joe verabschiede und ihm gute Besserung wünsche. Er hat leider eine Hiobsbotschaft erhalten und muss noch einige Tage im Krankenhaus bleiben. Doch seine Motivation ist ungebrochen, so schnell wie möglich wieder aufs Rad zu steigen und meint, dass wir uns auf dem Weg nach San Diego wieder sehen werden. Da ich einige Zusatzschlaufen plane ist dies mehr als wahrscheinlich. Ich freue mich sehr auf die erste, welche unmittelbar bevorsteht. Durch den Columbia River Gorge zum berühmten Mount St Helens will ich radeln. Meine Route führt mich entlang der Alberta Street. Ich erinnere mich an Tiny’s Empfehlung für das Eislokal “Salt & Straw”. Die Preise und auch einige Geschmacksrichtungen sind gesalzen. Doch man kauft hier nicht die Katze im Sack, man darf alles erst probieren und ich meine alles. Meine Wahl fällt letzten Endes auf Almond Brittle with salted Ganache und Strawberry Honey Balsamic with Black Pepper. Es ist ein Feuerwerk für die Geschmacksknospen in meinem Mund, eine wahre Harmonie. An die speziellen Halloween Eissorten habe ich mich nicht getraut. Es ist schon nachmittags und obwohl ich mich auf die Strecke vor mir freue, bin ich mit Portland noch nicht fertig. Es sind noch zu viele Dinge, welche ich hier nicht gesehen und degustiert habe. Ich versuche mein Glück und schreibe spontan einige Warmshowers Hosts aus Portland an. Während ich an meinem Kaffe schlürfend auf eine Antwort warte, schreibe ich einige Zeilen für meinen Blog. Viel mehr als einige Zeilen gibt es heute nicht, denn es dauert nicht allzu lange bis ich eine positive Antwort auf meine Anfrage für die nächsten zwei Nächte kriege. Es bleibt kaum Zeit den Kaffee auszutrinken, denn Dennis, mein Gastgeber, wartet an einer Kreuzung nicht all zu weit weg. Er ist mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause von der Arbeit. Seine Frau Vanessa kommt kurz nach uns an. Bei einem Bier und leckerem Essen tauschen wir unsere Lebensgeschichten aus und verstehen uns prächtig. Vanessa ist ursprünglich aus Spanien und wird von Dennis gerade sachte ans Thema Radtouren herangeführt. Es ist ein lustiger Abend mit den beiden. Wie es so oft passiert, kommen wir alle aufgrund unserer unterhaltsamen Anekdoten später ins Bett als erwartet.

Dennis und Vanessa sind beide sehr früh aus dem Haus. Ich erwache auch relativ früh und kann nicht mehr schlafen. So datiere ich als erstes die Karte auf meiner Webseite auf und belohne mich nach dem erfolgreichen Upload mit einer Folge Game of Thrones. Ich schaue zum ersten Mal seit über vier Monaten in einen Fernseher. Dies macht das packende Schauspiel zu einem intensiveren Erlebnis als sonst. Am Vorabend hat sich herausgestellt, dass Dennis in jenem Spital arbeitet, in welchem Joe liegt. Dennis lud mich ein, ihn bei der Arbeit zu besuchen. Gesagt getan, dies hätte sich wunderbar mit einem Besuch bei Joe kombinieren lassen. Doch der wird gerade behandelt, sodass ich es später nochmals versuchen werde. Es wird Zeit ein oder zwei Dinge von meiner Portland-Bucket List abzuhaken. Also gehe ich in den Pearl District, eines der älteren Quartiere der Stadt. Hier reihen sich die Micro-Brauereien, wie auf einer Perlenkette. Das Logo und die Gebäude der Fat Heads Brewery zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Beim Studieren der Karte fällt es mir leicht sieben Gebräue für meine Degustation zu finden. Dazu gibts eine Portion Shrooms, Champignons frittiert im Bierteig. Während die ersten zwei Biere leicht ohne Essen zu trinken sind. Paaren sich die nächsten etwas schwereren exzellent mit den deftigen Shrooms. Natürlich ist ein Bier mit dabei, welches mir nicht schmeckt. Doch sind wir ehrlich, würden mir alle schmecken, wären entweder die Braumeister oder ich nicht sehr experimentierfreudig. Damit wäre meine Hauptschuld gegenüber der Stadt Portland beglichen, ich habe mindestens eine lokale Craft Brauerei besucht. Auf das schokoladig, süsse Stout kommt die Lust nach etwas Süssem auf. Perfekt, so mache ich mich auf den Weg zum Voodoo Donuts-Laden. Der Name ist Programm. Es gibt die unglaublichsten Kreationen inklusive einem Donut mit knusprigem Speck obendrauf. Als mir das erste Mal davon erzählt wurde, hat es mir mehr davor gegraust, als dass ich in Versuchung geriet. Doch die vielen positiven Berichte überzeugten mich dann doch diese kulinarische Anomalie zu versuchen. Meine Augen öffneten sich immer weiter mit den vielen verschiedene Aromen, die mein Gaumen erfasste. Nun kann ich euch nur wärmstens empfehlen, dieses Gebäck euren Geschmacksknospen zu zuführen. Der Laden denkt auch an die steigende Masse an Veganer und so kann ich dem armen Joe immerhin zwei vegane Donuts mitbringen. Er sieht mittlerweile doch etwas mitgenommen aus, nicht zuletzt da ihm immer wieder seine Entlassung versprochen wurde. Zuletzt wurde ihm nun gesagt, dass es noch drei Tage dauern werde. Die Freude über die Donuts und somit über die Abwechslung zur beschränkten veganen Auswahl aus der Krankenhausküche ist gross. Doch er ist hart im nehmen und wird sich da schon durchkämpfen. Am späteren Abend treffe ich mich mit Tiny im Bike Friendly Guesthouse. Sie hat sich für heute Abend etwas spezielles einfallen lassen. Wir radeln zur Movie Night im Living Room Theater. Für gerade mal zwölf Dollar gibts ein Bier, ein grosses Stück Pizza zum Film Jurrasic World. Das Living Room Theater muss man sich wie ein riesiges Wohnzimmer mit vielen Sofas vorstellen. Es ist einiges entspannter als die gewöhnliche Kinoatmosphäre. Ich kann es absolut weiterempfehlen. Der Film an sich… , naja das Bier und die Pizza haben geschmeckt. Nach einem weiteren Bier in einer gemütlichen Bar, den aktuellen Geschichten und einigen sentimentalen Minuten ist nun der Zeitpunkt für den definitiven Abschied gekommen. Ich dachte in der Zwischenzeit eine dickere Haut zu haben was das auf Wiedersehen sagen angeht. Doch es scheint auch stark von der zu verabschiedenden Person abzuhängen. An dieser Stelle: Tiny, Danke für alles und hoffentlich bis in ein oder zwei Jahren.

Der nächste Tag startet ähnlich, wie der Letzte. Ich lasse mich dazu hinreissen die letzten zwei Folgen Game of Thrones zu schauen. Somit kann mir unterwegs niemand mehr die dramatischen Wendungen verraten. Der Tag ist grau und so sitze ich eine Weile in der guten warmen Stube und schreibe an meinen Geschichten, ehe es mich raus zieht. Für heute steht nicht allzu viel auf dem Programm, den Tag lasse ich im Mississippi Quartier an mir vorbei ziehen. Zuerst hole ich mir etwas zu essen bei einem Food Cart und danach setze ich mich in ein Kaffe, wo ich bei einigen Tassen Stumptown weiter an meinem Blog arbeite. Klar gäbe es noch viel zu tun und zu entdecken in Portland, doch in mir macht sich das Gefühl breit, dass es Zeit ist weiterzuziehen. Die Stadt mit ihren vielfältigen Nachbarschaften gefällt mir sehr und die Menschen, welche ich hier traf sind inspirierend. Einige hier sind mir mehr echt ans Herz gewachsen, nicht einfach die übliche Reisebekanntschaft. Am späten Nachmittag ergibt sich ein Wiedersehen mit David, den ich in Jasper kennenlernte. Seine Reise per Anhalter nach Argentinien hat ihn nun auch nach Portland geführt. Über zwei Bier erzählen wir von unseren Abenteuern. Sein Engagement für jegliche Dinge, die seinen Idealen entspricht ist bewundernswert. So hat er unter anderem seinen Blog und neu eine Facebook Gruppe namens “The Travelling Activist”. Mit dem Ziel, jenen Reisenden, die nicht die Augen vor den unschönen Dingen verschliessen wollen, eine Plattform zu bieten. Es ist eine dieser Unterhaltungen die endlos weitergehen könnte ohne einen zu langweilen, doch wir haben beide am Abend noch was vor. Scherzhaft und doch hoffnungsvoll verabschieden wir uns mit einem: “Bis zum nächsten Mal, irgendwo südlich von hier.”.

Mein Abendprogramm ist ganz nach meinem Geschmack, Sushi essen gehen. Am letzten Abend in Portland lade ich meine Warmshowers Gastgeber ein, leider ist Vanessa verhindert. So sind es Dennis und ich, welche die Sushi-Bar alleine plündern. Mit grossen Augen wird unsere erste Order entgegen genommen. Mit jeder Nachbestellung werden diese noch grösser. Klar ist unser Thema des Abends, Radtouren. Doch heute stehen in erster Linie unsere Ideen und Wunschlisten im Vordergrund. Dennis gibt mir noch den einen oder anderen Tipp für die Route der kommenden Tage. Dann entscheiden wir uns für eine Nachspeise bei ihnen zu Hause gemeinsam mit Vanessa. Mit all den Geschichten ihrer Radreisenden Gäste scheint sie immer mehr auf den Geschmack zu kommen, um selbst die Welt auf dem Rad zu entdecken. Es ist kurz vor Mitternacht, als sich jeder schlafen legt.

Bevor es für mich aus der Stadt geht investiere ich nochmals einige Stunden ins Schreiben, um den nächsten Bericht online zu kriegen. Immer wieder rede ich mir ein, mich kürzer zu halten und so endlich den Rückstand aufzuholen. Ehhhm, ja, das Ergebnis spricht Bände (Mir treibts hier beim Schreiben gerade vor Lachen die Tränen in die Augen). Nach einer geschlagenen Stunde ist der Bericht endlich online. Dann ein letzter Besuch bei Joe. Zum Glück geht es ihm heute wieder besser und auch die Aussichten sind rosiger als erwartet. So bleibt die Hoffnung bestehen, dass er mich bis San Diego wieder einholt. Es ist schon wieder nach dem Mittag, als ich auf der Alberta Street gen Osten fahre. Dieses Mal lasse ich mich nicht mehr von den verlockenden Restaurants und angebotenen Köstlichkeiten ablenken. Es dauert eine Weile bis sich die Aussicht verändert, doch als sie es tut ist es wie eine Belohnung. Im Norden ist der Schnee bedeckte Mount St. Helens und im Osten Mount Hood zu sehen. Beim Verlassen des urbanen Teils komme ich an den Columbia River. Diesem folge ich nun für die nächsten ein oder zwei Tage. Abends erreiche Troutdale, ein verschlafener Ort, welcher das Tor zum Columbia River Gorge ist. Heute ist Saisonstart in der NHL und ich will mir das Spiel der Minnesota Wild anschauen. In einem Sportpub mit dem passenden Namen Brewligans werde ich fündig. Es sind nicht viele Gäste anwesend und auf allen drei Fernsehern läuft dasselbe Baseballspiel. Der Barkeeper und Inhaber hat Erbarmen mit mir und schaltet den einen auf das gewünschte Hockeyspiel. Die ersten zwei Drittel laufen nicht nach meinem Geschmack, ganz im Gegenteil zu den Bieren, welche ich serviert kriege. Die Baseballspiele sind mittlerweilen aus und ich bin mittlerweile per Du mit dem Barkeeper und seinem Stammgast. Kurze Zeit später wird das Schild an der Türe auf geschlossen gedreht, dies bloss damit der Gastgeber mit uns auch ein Bierchen stemmen darf ohne zu riskieren seine Lizenz zu verlieren. Es herrscht eine lustige Stimmung und ich erlebe ein Hoch als die Wild das Spiel in den letzten zwanzig Minuten noch drehen. Die Zapfhahnen sind immer noch sehr ergiebig und so langsam drängt sich die Frage nach meinem Schlafplatz auf. Auf jeden Fall endet der Abend damit, dass mein Fahrrad im Pub eingeschlossen wird und ich beim Barkeeper zu Hause auf dem Sofa schnarche. Was für ein Abend.

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