Tag 5: Waakirchen - München

Am Morgen des fünften Tages war alles nass. Aufgrund der nassen, kalten Schuhe traf ich beim Anziehen die Entscheidung mit der Bahn nach München zu fahren. Das Zusammenpacken war eine Qual. Das Zelt habe ich direkt in eine Plastiktüte gesteckt und im nächsten Ort in eine Mülltonne geworfen. Mangels Alternativen, fuhr ich ein kurzes Stück auf der Hauptstrasse. Auf einem Schild stand noch zehn Kilometer bis nach Gmund am Tegernsee. Die Versuchung war gross auf der Hauptstrasse zu bleiben, doch der Verkehr war zu heftig insbesondere bei dem Sauwetter. Jene Nebenwege, die ich wählte, waren auf keinen die Schnellsten. Ich war gefühlte 5 Stunden unterwegs über einige Hügel und Wanderwege bis ich endlich am Bahnhof ankam. Am Vortag hatte ich erfahren, dass die Mitarbeiter der Deutschen Bahn wieder einmal in den Streik treten. Zum Glück wird die Linie nach München von der privaten BOB betrieben, so ersparte ich mir 70km durch den Regen. In den fünf Tagen sind etwas gut über 500km zusammengekommen. Dies entspricht mehr als dem Doppelten, was ich für meine Reise pro Tag rechne.

Am frühen Nachmittag traf ich in München ein. Von der Station Harras fuhr ich die letzten paar hundert Meter mit dem Fahrrad zum Experts in Speed Hauptquartier. Ich klingelte und meldete mich mit: ”Trari Trara, der verrückte Schweizer ist da.” Das freundliche Lachen von Hamida grüßte mich. Der Grund wieso meine Probetour nach München führte war nicht etwa ein Bewerbungsgespräch bei Knorr Bremse, sondern mein Jahre langes Engagement beim Experts Team und die daraus entstandenen Freundschaften. Die herzliche Begrüßung und ein Kaffee halfen etwas über die Müdigkeit hinweg. Kurze Zeit später traf auch Sebastian ein, bis wir die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht hatten verging eine Weile bei Kaffee und Kuchen. Ich war ziemlich fertig von der Tour. Umso mehr genoss ich die warme Dusche, frische Kleidung und ein Nachmittagsschlaf.

Als ich aufwachte war ich völlig durch den Wind. Das laute, herzhafte und unvergleichliche Lachen von Nina, einer Coach-Kollegin, drang von der Küche bis zu mir ins Wohnzimmer. Mit einem verschlafenen Gesichtsausdruck, so sagte man mir, kam ich in die gut gefüllte Küche. Ich wusste, dass einige kommen würden, doch wer so alles da war hat mich echt umgehauen. Neben Sebastian und Hamida, die auf dem Tandem von München los radelten um die Seidenstrasse zu entdecken, waren noch 2 weitere sehr erfahrene Pärchen anwesend. Nach einem Gläschen zur Begrüßung, wurde ich aufgefordert im Gang auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Sebastian machte eine Anmoderation in seiner gewohnten und sehr galanten Art, dass ich zuerst einige Prüfungen meistern müsse, bevor Sie mich auf dem Fahrrad losziehen lassen. Ria und Oli, welche gerade erst von der Panamericana zurück waren, wurden zur Jury erkoren. Damit sich niemand für seine Prüfungen hier einfach die Lösung holt müssen diese leider geheim bleiben. Ich kann nur so viel dazu sagen, wir haben Tränen gelacht, gestaunt und ich hätte mir keine schönere Lösung vorstellen können.

Die Tage danach

Die Abschiedsfeier dauerte für einige bis in die frühen Morgenstunden. Es wurde viel gelacht, lecker gegessen, einiges getrunken, in Erinnerungen geschwelgt und zum Schluss auch ein wenig getanzt. Die Stimmung war so schön und positiv, dass mir selbst die vielen Abschiede nicht viel anhaben konnten. Was für ein Abend! Am nächsten Tag erreichte uns mehr Nachricht, dass jemand einen Termin verpatzte. Dies gilt auch für mich, an der Stelle will ich mich bei Ariane für das geplatzte Frühstuck entschuldigen.

Da die deutsche Bahn streikte, genoss ich dann zwei ruhige Tage in München. Am Freitag holten Sebastian und ich einen Kinderanhänger für sein Tandem. Wir sausten im Eiltempo durch München zum Globetrotter Ausrüster. Ich kaufte gleich noch meine Gamaschen, damit ich auf der grossen Tour nicht wieder nasse Füße kriege. Am Samstag morgen früh nahm ich den Zug nach Hause. Es war ein gutes Gefühl, wenn ich aus dem Fenster schaute und Stellen vorbei rauschen sah, an denen ich vor kurzem mit dem Rad durchkam.

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